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Die Struktur der WordPress Community

Gruppe von Geschäftsleuten bei einem Meeting, die eine Mindmap erstellen und Marketingideen brainstormen. Haftnotizen werden genutzt, um Pläne und Strategien zu teilen. Draufsicht auf die Versammlung.

Die WordPress Community gilt als eines der größten und aktivsten Open-Source-Ökosysteme der Welt. Mit einem Marktanteil von etwa 35 % ist WordPress längst zur Grundlage für Millionen von Websites geworden – von persönlichen Blogs bis hin zu komplexen Unternehmensportalen. Die Plattform steht für Offenheit und gemeinschaftliches Arbeiten, ein zentraler Wert in der Open-Source-Welt.

Doch die Struktur der WordPress Community ist vielschichtig und nicht auf den ersten Blick zu durchschauen. Neben freiwilligen Mitwirkenden und Nutzern spielen auch Organisationen wie die WordPress Foundation und Unternehmen wie Automattic eine wichtige Rolle. Diese Verflechtungen zwischen der Community, privaten Akteuren und wirtschaftlichen Interessen werfen immer wieder Fragen auf: Wie wird WordPress tatsächlich organisiert? Wer trifft die zentralen Entscheidungen? Und wie unabhängig ist die Community wirklich?

Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Struktur der WordPress Community. Er beleuchtet die wichtigsten Plattformen, Organisationen und Akteure, die das Ökosystem prägen. Gleichzeitig zeigt er auf, wie technische und wirtschaftliche Abhängigkeiten im Hintergrund wirken und wie diese die Entscheidungsprozesse im Projekt beeinflussen.

Das Ziel ist es, eine bessere Transparenz über die Organisation der WordPress Community zu schaffen – sowohl für Interessierte, die sich intensiver mit dem Projekt beschäftigen möchten, als auch für Unternehmen und Stakeholder, die WordPress professionell einsetzen. Der Artikel basiert auf öffentlich zugänglichen Quellen, darunter die umfassende Mindmap von SEO-Experte Jono Alderson, und soll als Grundlage für eine fundierte Auseinandersetzung mit den Strukturen und Abhängigkeiten des Projekts dienen.

Ein besonderer Dank geht an alle Contributoren, die an der ursprünglichen Mindmap gearbeitet haben und durch ihre Recherchen zur Entstehung dieses Artikels beigetragen haben. Ein weiterer Dank gilt Warren Laine-Naida für das wertvolle Feedback und die Anregungen, die diesen Beitrag entscheidend verbessert haben.

WordPress: Ein globales Open-Source-Projekt

WordPress wurde im Jahr 2003 von Matt Mullenweg und Mike Little ins Leben gerufen. Was als kleines Open-Source-Projekt begann, entwickelte sich schnell zur weltweit meistgenutzten Plattform für Content-Management-Systeme (CMS). Heute treibt WordPress über 35 % aller Websites im Internet an – von persönlichen Blogs bis hin zu großen Unternehmensportalen.

Das Besondere an WordPress ist sein Open-Source-Ansatz. Der Quellcode der Software ist frei verfügbar und kann von jedem genutzt, verändert und erweitert werden. Diese Offenheit hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich um WordPress eine aktive globale Community gebildet hat. Entwickler, Designer, Übersetzer und Unternehmen arbeiten gemeinsam daran, die Plattform stetig zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Die Bedeutung der Open-Source-Ideale

Der Open-Source-Gedanke steht im Mittelpunkt der WordPress Community. Das Projekt basiert auf dem Prinzip, dass Software für alle frei zugänglich sein sollte und dass die Weiterentwicklung gemeinschaftlich erfolgt. Dieser Ansatz hat dazu geführt, dass sich um WordPress eine der größten und aktivsten Open-Source-Communities weltweit gebildet hat.

Viele Mitglieder der Community engagieren sich freiwillig und tragen in verschiedenen Bereichen zur Weiterentwicklung bei. Sie schreiben Code, testen neue Funktionen, übersetzen Inhalte oder helfen anderen Nutzern in Supportforen. Die Vielfalt der Mitwirkenden trägt dazu bei, dass WordPress als Plattform flexibel bleibt und sich an die Bedürfnisse einer breiten Nutzerschaft anpassen kann.

Trennung zwischen wordpress.org und wordpress.com

Ein häufiges Missverständnis im Zusammenhang mit WordPress betrifft die beiden Plattformen wordpress.org und wordpress.com. Obwohl sie ähnliche Namen tragen, unterscheiden sich ihre Funktionen und Ziele erheblich.

  • wordpress.org ist die zentrale Plattform für die Open-Source-Software WordPress. Hier können Nutzer die Software kostenlos herunterladen, Plugins und Themes entdecken und an der Weiterentwicklung mitarbeiten. Die Plattform dient auch als zentrale Anlaufstelle für die Dokumentation und den Support der Community.
  • wordpress.com hingegen ist ein kommerzieller Hosting-Service, der von Automattic, dem Unternehmen von Matt Mullenweg, betrieben wird. Im Gegensatz zur Open-Source-Version bietet wordpress.com eine gehostete Lösung, bei der Nutzer Websites erstellen können, ohne sich um die technische Infrastruktur kümmern zu müssen. Dieser Service wird in verschiedenen kostenpflichtigen Abonnementmodellen angeboten.

Diese Trennung ist entscheidend für das Verständnis der WordPress Community und ihrer Strukturen. Während wordpress.org als gemeinschaftliches Projekt betrieben wird, handelt es sich bei wordpress.com um eine kommerzielle Plattform, die wirtschaftlichen Interessen folgt.

Die Rolle der Community in der Weiterentwicklung

Die WordPress Community spielt eine entscheidende Rolle in der Weiterentwicklung der Plattform. Neben der offiziellen Projektleitung arbeiten Tausende von Contributors weltweit daran, WordPress sicherer, leistungsstärker und nutzerfreundlicher zu machen. Die Community organisiert sich in verschiedenen Teams, die sich auf unterschiedliche Aspekte der Plattform konzentrieren – von der Core-Entwicklung bis hin zur Übersetzung in neue Sprachen.

Dieser gemeinschaftliche Ansatz hat dazu geführt, dass WordPress nicht nur eine der flexibelsten Plattformen im Web ist, sondern auch eine, die regelmäßig aktualisiert wird, um neue Technologien und Anforderungen zu berücksichtigen.

Organisatorische Grundlagen und Plattformen der WordPress Community

Die WordPress Community basiert auf einer Reihe von Plattformen und Tools, die für die tägliche Nutzung und Weiterentwicklung der Software essenziell sind. Diese Plattformen bilden die technische und organisatorische Grundlage des gesamten Ökosystems – von der Bereitstellung des Quellcodes bis hin zur Verwaltung von Plugins und Themes. Viele dieser Plattformen sind zentralisiert und stehen unter der Kontrolle weniger Akteure, was direkte Auswirkungen auf die Unabhängigkeit der Community hat.

wordpress.org: Die zentrale Anlaufstelle

Die Plattform wordpress.org ist das Herzstück der WordPress Community. Sie dient als zentrale Anlaufstelle für alles rund um die Open-Source-Software, einschließlich Downloads, Dokumentationen, Support und Entwicklerressourcen. Die meisten offiziellen Inhalte und Ressourcen der Community sind über diese Plattform zugänglich.

Zu den wichtigsten Funktionen von wordpress.org gehören:

  • Download der Software: Die aktuelle Version von WordPress kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
  • Plugin- und Theme-Verzeichnis: Entwickler können ihre Erweiterungen auf wordpress.org veröffentlichen, damit sie von Millionen von Nutzern weltweit genutzt werden können.
  • Supportforen: Community-Mitglieder helfen einander bei technischen Fragen und Problemen.
  • Contributor-Ressourcen: Dokumentationen und Anleitungen unterstützen neue Mitwirkende dabei, sich in die Community einzubringen.

WordPress.org ist weit mehr als nur eine Informationsplattform – sie ist tief in die technische Infrastruktur der WordPress-Software integriert. Funktionen wie Auto-Updates oder die Plugin- und Theme-Suche innerhalb der WordPress-Installation greifen direkt auf wordpress.org zu. Dies zeigt, wie zentral diese Plattform für das gesamte Projekt ist.

Das SVN-Repository: Offizielle Quelle des WordPress-Codes

Ein weiteres zentrales Element der technischen Infrastruktur ist das SVN-Repository, in dem der offizielle Quellcode von WordPress verwaltet wird. Während viele Open-Source-Projekte auf Plattformen wie GitHub setzen, bleibt WordPress bei einem älteren Versionskontrollsystem namens Subversion (SVN), das auf wordpress.org gehostet wird.

Das SVN-Repository gilt als die offizielle Quelle des WordPress-Codes, auch wenn es eine Kopie auf GitHub gibt. Änderungen am Code erfolgen jedoch ausschließlich (oder über Umwege) über das SVN auf wordpress.org.

Diese technische Entscheidung hat historische Gründe, zeigt aber auch, wie eng die Community von der Plattform wordpress.org abhängig ist. Alle Änderungen am Core-Code müssen über dieses Repository erfolgen, was bedeutet, dass die Kontrolle über wordpress.org auch die Kontrolle über den offiziellen Code von WordPress bedeutet.

Technische und organisatorische Abhängigkeiten der Community

Die Nutzung von wordpress.org und den damit verbundenen Plattformen ist für viele Mitglieder der Community selbstverständlich. Doch diese zentrale Infrastruktur bringt auch Abhängigkeiten mit sich, die selten hinterfragt werden.

  • Auto-Updates: Die meisten WordPress-Installationen weltweit beziehen Sicherheits- und Funktionsupdates direkt von wordpress.org.
  • Plugin- und Theme-Verzeichnis: Entwickler sind darauf angewiesen, dass ihre Produkte in diesen Verzeichnissen gelistet werden, um von der Community entdeckt zu werden.
  • Supportforen: Viele Nutzer greifen auf die offiziellen Foren zu, um technische Probleme zu lösen.

Diese Abhängigkeiten bedeuten, dass ein Großteil der WordPress-Software und ihrer Funktionalitäten auf Plattformen basiert, die von wenigen Personen kontrolliert werden. Dies ist ein zentrales Merkmal der organisatorischen Struktur der WordPress Community. 

Matt Mullenweg und seine zentrale Rolle im WordPress-Ökosystem

Matt Mullenweg ist eine der prägendsten Persönlichkeiten in der Geschichte von WordPress. Als Mitgründer hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass sich WordPress zu einem der erfolgreichsten Open-Source-Projekte der Welt entwickelt hat. Seine zentrale Rolle im Projekt geht jedoch weit über die eines Mitgründers hinaus. Mullenweg hält entscheidende Schlüsselpositionen in der Organisation der WordPress Community, was ihn zu einer der einflussreichsten Personen im gesamten Ökosystem macht.

Wer ist Matt Mullenweg?

Geboren 1984 in Houston, Texas, begann Matt Mullenweg seine Karriere als Entwickler. Gemeinsam mit Mike Little gründete er 2003 WordPress, nachdem das Vorgängerprojekt b2/cafelog eingestellt worden war. Schon früh erkannte Mullenweg das Potenzial eines flexiblen und offenen Content-Management-Systems, das es Nutzern ermöglicht, Inhalte einfach im Web zu veröffentlichen.

Neben seiner Arbeit an WordPress gründete er 2005 das Unternehmen Automattic, das zahlreiche WordPress-basierte Produkte und Dienstleistungen anbietet, darunter wordpress.com, WooCommerce und Jetpack. Heute gilt Mullenweg als Vordenker der Open-Source-Bewegung und wird oft als BDFL (Benevolent Dictator for Life) von WordPress bezeichnet – ein Begriff, der sowohl Bewunderung als auch Kritik hervorruft.

Was bedeutet BDFL im Kontext von WordPress?

Der Begriff BDFL (Benevolent Dictator for Life) beschreibt eine Führungsrolle, die in vielen Open-Source-Projekten vorkommt. Ein BDFL ist eine Person, die auf unbestimmte Zeit die endgültige Entscheidungsgewalt über ein Projekt hat. Im Fall von WordPress ist Matt Mullenweg diese Person.

Während ein BDFL in der Theorie wohlwollend („benevolent“) handelt und Entscheidungen im besten Interesse der Community trifft, birgt dieses Modell auch Risiken. Es gibt keine formellen Kontrollmechanismen, die sicherstellen, dass Entscheidungen transparent und demokratisch getroffen werden. Die gesamte Macht konzentriert sich auf eine einzige Person.

Bei WordPress zeigt sich dies besonders deutlich in Mullenwegs Kontrolle über wordpress.org, der WordPress Foundation und der Marke „WordPress“.

Kontrolle über zentrale Plattformen

Matt Mullenweg hat direkten Einfluss auf viele der zentralen Plattformen, die für die WordPress Community essenziell sind. Die wichtigste Plattform ist wordpress.org, das als technische Grundlage der WordPress-Software dient.

Obwohl viele Nutzer glauben, dass wordpress.org einer gemeinnützigen Organisation gehört, befindet sich die wordpress.org tatsächlich im Privatbesitz von Mullenweg. Das bedeutet, dass er alleine über die Inhalte, Richtlinien und Funktionalitäten entscheidet. Dies betrifft unter anderem:

  • Auto-Updates der Software
  • Das Plugin- und Theme-Verzeichnis
  • Supportforen und Dokumentationen

Mullenweg kontrolliert außerdem das SVN-Repository, das als offizielle Quelle des WordPress-Codes dient. Dadurch hat er direkten Einfluss auf die technische Weiterentwicklung der Plattform.

Verbindung zu Automattic

Neben seiner Rolle in der WordPress Community ist Matt Mullenweg auch CEO von Automattic, dem Unternehmen hinter wordpress.com. Automattic bietet zahlreiche Produkte und Dienstleistungen an, die auf WordPress basieren.

Diese Doppelfunktion – als BDFL eines Open-Source-Projekts und als CEO eines kommerziellen Unternehmens – führt immer wieder zu Diskussionen über potenzielle Interessenkonflikte. Kritiker fragen, ob Entscheidungen im besten Interesse der Community getroffen werden oder ob wirtschaftliche Interessen von Automattic im Vordergrund stehen.

Kritik an der zentralen Rolle von Matt Mullenweg

Die starke zentrale Rolle von Matt Mullenweg hat in der WordPress Community sowohl Bewunderung als auch Kritik hervorgerufen. Während viele ihn als Visionär schätzen, der das Projekt zu einem globalen Erfolg geführt hat, gibt es auch Stimmen, die seine Kontrolle über zentrale Plattformen infrage stellen.

Ein zentraler Kritikpunkt ist das Fehlen von Checks & Balances. Es gibt keine externen Kontrollmechanismen, die sicherstellen, dass Entscheidungen im besten Interesse der Community getroffen werden. Stattdessen treffen Mullenweg und ein kleiner Kreis von Vertrauten die wichtigen strategischen Entscheidungen hinter verschlossenen Türen.

Dieser Mangel an Transparenz wurde zuletzt während der Auseinandersetzung mit „WP Engine“ deutlich, als Mullenweg Maßnahmen gegen ein Unternehmen ergriff, das in seinem Ökosystem aktiv war. Diese Situation verdeutlichte, wie stark die Kontrolle über WordPress in den Händen einer einzelnen Person liegt.

Die WordPress Foundation: Ziele, Strukturen und Einfluss

Die WordPress Foundation wurde 2010 von Matt Mullenweg gegründet, um die langfristige Zukunft von WordPress als Open-Source-Projekt zu sichern. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Marke „WordPress“ zu verwalten und die WordPress Community zu unterstützen. Doch obwohl die Foundation offiziell als Hüterin des Projekts gilt, bleibt ihr tatsächlicher Einfluss begrenzt. Die Kontrolle über wichtige Plattformen und Entscheidungen liegt weiterhin bei Mullenweg selbst.

Die Ziele der WordPress Foundation

Die offizielle Mission der WordPress Foundation umfasst drei Hauptziele:

  • Schutz der Marke „WordPress“: Die Foundation besitzt die Rechte an der Marke und soll sicherstellen, dass der Name „WordPress“ nicht von Dritten missbräuchlich verwendet wird.
  • Förderung von Open-Source-Projekten: Neben WordPress unterstützt die Foundation weitere freie Softwareprojekte und setzt sich für den freien Zugang zu Technologien ein.
  • Organisation und Finanzierung von Community-Events: Die Foundation stellt die vertraglichen und finanziellen Mittel für Veranstaltungen wie WordCamps bereit und unterstützt lokale Meetups.

Diese Ziele spiegeln die Werte der Open-Source-Bewegung wider: Offenheit, Gemeinschaft und Zugang zu Technologie. Doch in der Praxis zeigt sich, dass die Foundation in vielen Bereichen eher eine symbolische Rolle spielt.

Struktur und Kontrolle der Foundation

Obwohl die Foundation als unabhängige Organisation wahrgenommen wird, zeigt ein Blick auf ihre Struktur, dass sie stark von einer einzigen Person kontrolliert wird: Matt Mullenweg. Die Foundation hat ein Board of Directors, dem neben Mullenweg nur zwei weitere Personen angehören – Chele Chiavacci Farley und Mark Ghosh. Diese beiden treten jedoch öffentlich kaum in Erscheinung und scheinen keine aktive Rolle in der Entscheidungsfindung der Foundation zu spielen.

In der Praxis bedeutet das, dass Mullenweg die vollständige Kontrolle über die Foundation hat. Er entscheidet, wie die Marke genutzt wird, welche Projekte unterstützt werden und wie Community-Events finanziert werden. Es gibt keine externen Kontrollmechanismen oder demokratischen Prozesse, um diese Entscheidungen zu hinterfragen.

Die Marke "WordPress"

Einer der wichtigsten Vermögenswerte der Foundation ist die Marke „WordPress“. Die Rechte an der Marke wurden bewusst in die Foundation übertragen, um sicherzustellen, dass sie nicht von kommerziellen Unternehmen vereinnahmt wird. Doch die praktische Nutzung der Marke erzählt eine andere Geschichte.

Die Foundation hat Automattic das exklusive Recht eingeräumt, die Marke kommerziell zu nutzen. Dies bedeutet, dass Automattic die Marke in seinen Produkten und Dienstleistungen verwenden darf, während andere Unternehmen diese Möglichkeit nicht haben. Automattic besitzt außerdem das Recht, die Marke weiter zu lizenzieren – bisher (Stand Januar 2025) ist Newfold Digital der einzige bekannte Unterlizenznehmer.

Diese Struktur verschafft Automattic einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen im WordPress-Ökosystem. Während andere Unternehmen darauf achten müssen, die Marke „WordPress“ nicht in ihren Produktnamen zu verwenden, kann Automattic dies ohne Einschränkungen tun.

Die Rolle der Foundation bei Community-Events

Ein zentraler Aspekt der Arbeit der Foundation ist die Organisation und Finanzierung von Community-Events wie WordCamps. Diese Veranstaltungen sind ein wesentlicher Bestandteil der WordPress Community und bieten eine Plattform für den Wissensaustausch und die Vernetzung.

Die Foundation übernimmt dabei folgende Aufgaben:

  • Vertragliche Absicherung: Die Foundation fungiert als rechtlicher Träger der Veranstaltungen.
  • Finanzielle Mittel: Sie stellt sicher, dass die Veranstaltungen finanziell abgesichert sind, und übernimmt oft die Kosten für Veranstaltungsorte, Technik und Materialien.

Doch auch in diesem Bereich zeigt sich die Abhängigkeit von Matt Mullenweg. Ohne seine Zustimmung finden diese Events nicht statt. Obwohl die Foundation organisatorisch im Vordergrund steht, bleiben viele Entscheidungen hinter den Kulissen in den Händen von Mullenweg und seinem engen Kreis.

Automattic: Wirtschaftliche Interessen im WordPress-Ökosystem

Neben der WordPress Community und der WordPress Foundation spielt Automattic eine entscheidende Rolle im Ökosystem. Das Unternehmen wurde 2005 von Matt Mullenweg gegründet, um kommerzielle Dienstleistungen rund um WordPress anzubieten. Heute ist Automattic einer der wichtigsten Anbieter von Hosting- und Plugin-Diensten für die Plattform und damit ein zentraler Akteur in der wirtschaftlichen Nutzung von WordPress.

Automattic ist dabei nicht nur ein Dienstleister für die Community, sondern auch eng mit den zentralen Plattformen des Projekts verbunden. Dies führt immer wieder zu Fragen nach potenziellen Interessenkonflikten zwischen den wirtschaftlichen Zielen des Unternehmens und den Open-Source-Idealen von WordPress.

Produkte und Dienstleistungen von Automattic

Automattic bietet eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen an, die auf der WordPress-Software basieren. Dazu gehören unter anderem:

  • wordpress.com: Ein gehosteter Service, der es Nutzern ermöglicht, ohne technischen Aufwand eine WordPress-Website zu erstellen. Im Gegensatz zu wordpress.org, wo Nutzer die Software selbst hosten müssen, übernimmt Automattic bei wordpress.com die gesamte Infrastruktur.
  • WooCommerce: Eine der bekanntesten E-Commerce-Lösungen für WordPress. WooCommerce ermöglicht es Nutzern, Online-Shops direkt auf ihrer WordPress-Website zu erstellen.
  • Jetpack: Ein Plugin, das Sicherheits-, Performance- und Marketing-Tools bietet, um WordPress-Websites zu optimieren.
  • Akismet: Ein Spam-Schutzdienst, der weltweit auf Millionen von Websites genutzt wird.
  • Gravatar und Crowdsignal: Weitere Tools zur Verwaltung von Benutzerprofilen und zur Erstellung von Umfragen.

Diese breite Produktpalette macht Automattic zu einem wichtigen Player im WordPress-Ökosystem. Viele Nutzer – sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen – greifen auf die Dienste von Automattic zurück, um ihre Websites zu betreiben oder zu erweitern.

Verbindung zwischen Automattic und der WordPress Community

Automattic ist nicht nur ein Anbieter von Dienstleistungen, sondern auch eng mit der WordPress Community verbunden. Das Unternehmen tritt häufig als Sponsor von Community-Events wie WordCamps und Meetups auf und unterstützt verschiedene Initiativen der Community finanziell.

Durch diese Präsenz wird Automattic in der Community stark wahrgenommen. Viele Events und Projekte wären ohne die Unterstützung des Unternehmens finanziell schwer umzusetzen. Dies stärkt die Verbindung zwischen Automattic und der Community, wirft jedoch auch Fragen auf:

  • Infrastruktur: Viele Plattformen, die die Community nutzt – wie das Plugin-Verzeichnis oder die Theme-Suche – sind mit Automattic verbunden.
  • Veranstaltungen: Automattic finanziert und unterstützt viele Community-Events, was dem Unternehmen eine starke Präsenz innerhalb der Community sichert.

Potenzielle Interessenkonflikte durch die Doppelfunktion von Matt Mullenweg

Eine häufig diskutierte Frage ist die Doppelfunktion von Matt Mullenweg. Als Gründer und CEO von Automattic verfolgt er die wirtschaftlichen Ziele seines Unternehmens. Gleichzeitig spielt er als zentrale Figur in der WordPress Community eine führende Rolle bei strategischen Entscheidungen für die Plattform.

Diese Doppelfunktion birgt potenzielle Interessenkonflikte:

  • Plugin- und Theme-Verzeichnisse: Automattic hat durch seine Verbindung zu wordpress.org Einfluss darauf, welche Plugins und Themes besonders sichtbar sind.
  • Community-Richtlinien: Viele Richtlinien für WordPress-Events und Community-Plattformen werden von Mullenweg mitgestaltet – oft ohne formelle Kontrollmechanismen.
  • Dienstleistungsangebote: Produkte wie WordPress VIP, ein Premium-Hosting-Service von Automattic, oder WooCommerce sind eng mit der Open-Source-Plattform verknüpft und verschaffen Automattic Wettbewerbsvorteile.

Diese Verflechtungen führen dazu, dass sich viele in der Community fragen, ob Entscheidungen immer im besten Interesse der WordPress Community getroffen werden – oder ob wirtschaftliche Interessen von Automattic eine Rolle spielen.

Akteure und Rollen in der WordPress Community​

Die WordPress Community ist das Herzstück des Projekts. Sie besteht aus einer Vielzahl von Akteuren, die auf unterschiedliche Weise zur Weiterentwicklung der Plattform beitragen. Von freiwilligen Entwicklern über Unternehmen bis hin zu Endnutzern – alle tragen dazu bei, dass WordPress kontinuierlich wächst und sich an neue Anforderungen anpasst.

Die Struktur der Community ist vielfältig, und die Rollen der verschiedenen Akteure variieren stark. Während einige sich auf die technische Weiterentwicklung konzentrieren, bieten andere Dienstleistungen rund um die Plattform an. Gemeinsam bilden sie die Grundlage für den Erfolg von WordPress.

Contributors: Die treibende Kraft hinter der Software

Contributors sind die Menschen, die aktiv an der Weiterentwicklung von WordPress mitarbeiten. Sie schreiben Code, gestalten Benutzeroberflächen, übersetzen Inhalte oder erstellen Dokumentationen. Die Arbeit der Contributors ist entscheidend dafür, dass WordPress als Open-Source-Projekt kontinuierlich verbessert wird.

Contributors lassen sich grob in zwei Gruppen unterteilen:

  • Ehrenamtliche Contributors: Viele Mitglieder der Community arbeiten in ihrer Freizeit an WordPress und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Plattform.
  • Bezahlte Contributors: Unternehmen wie Automattic, Yoast, Google und andere finanzieren Contributors, die entweder in Teilzeit oder Vollzeit an WordPress arbeiten. Diese bezahlten Beiträge sind oft auf bestimmte Projekte oder Funktionen ausgerichtet.

Durch die Finanzierung von Contributors erhalten Unternehmen eine gewisse Gestaltungskraft im Rahmen der Weiterentwicklung von WordPress. Sie können Ressourcen in bestimmte Bereiche investieren, die für ihre eigenen Produkte oder Dienstleistungen relevant sind. Dies hat zur Folge, dass wirtschaftliche Interessen teilweise in die Entwicklungsentscheidungen einfließen.

Obwohl die meisten Entscheidungen in der Community gemeinschaftlich getroffen werden, ist der Einfluss von großen Unternehmen in diesem Prozess nicht zu übersehen. Besonders Automattic, als größter Arbeitgeber von bezahlten Contributors, spielt hier eine zentrale Rolle.

Contributors sind in verschiedenen Teams organisiert, die sich jeweils auf bestimmte Bereiche konzentrieren, darunter:

  • Core-Team: Zuständig für die Entwicklung des WordPress-Kerns.
  • Design-Team: Verantwortlich für die Benutzeroberfläche und das Nutzererlebnis.
  • Polyglots-Team: Übersetzt WordPress in zahlreiche Sprachen, um die Plattform weltweit zugänglich zu machen.
  • Documentation-Team: Erstellt und pflegt die offiziellen Handbücher und Anleitungen.

Diese Teams arbeiten größtenteils online über Plattformen wie Slack und Trac zusammen und setzen sich aus Mitgliedern der Community weltweit zusammen. Ihre Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil der Innovationskraft von WordPress.

Agenturen und Freelancer: Dienstleister im Ökosystem

Ein großer Teil der WordPress Community besteht aus WordPress-Agenturen und Freelancern, die professionelle Dienstleistungen rund um WordPress anbieten. (Zu dieser Gruppe gehören auch wir von WP Munich.) Sie entwickeln Websites, erstellen individuelle Plugins und Themes oder bieten Content- und Support-Dienste an.

Agenturen und Freelancer nutzen die Flexibilität von WordPress, um maßgeschneiderte Lösungen für ihre Kunden zu entwickeln. Sie tragen dazu bei, dass WordPress auch im geschäftlichen Umfeld eine beliebte Wahl bleibt. Gleichzeitig profitieren sie von den Ressourcen und Plattformen der Community, um ihre Dienstleistungen anzubieten.

Businesses & Unternehmen: Hoster, Plugin-Entwickler und Service-Anbieter

Neben Freelancern und Agenturen gibt es eine Vielzahl von Unternehmen, die Produkte und Services für die WordPress Community entwickeln. Dazu gehören:

  • Hosting-Anbieter: Unternehmen wie Hostpress, Ionos, Strato und WP Engine bieten speziell auf WordPress abgestimmte Hosting-Dienste an.
  • Plugin-Entwickler: Unternehmen wie GreydYoast oder WP Rocket entwickeln Erweiterungen, die die Funktionalität von WordPress verbessern.
  • Service-Anbieter: Firmen wie WP-Wartung24 bieten Dienstleistungen wie Wartung, Sicherheitslösungen oder Performance-Verbesserungen für WordPress-Websites an.

Diese Unternehmen spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Sie stellen sicher, dass WordPress auch für große geschäftliche Anwendungen geeignet ist und den Anforderungen moderner Websites gerecht wird.

WordPress Nutzer: Die Basis der Community

Ein wesentlicher Teil der WordPress Community sind die Endnutzer – Menschen und Organisationen, die WordPress für ihre Websites nutzen. Dazu gehören:

  • Einzelpersonen: Blogger, Hobbyentwickler und kleine Unternehmen nutzen WordPress, um ihre Inhalte einfach online zu stellen.
  • Unternehmen: Viele große Firmen setzen WordPress für ihre Websites ein, darunter Sony, The Walt Disney Company und Microsoft.
  • Bildungs- und Non-Profit-Organisationen: Universitäten, Schulen und gemeinnützige Organisationen nutzen WordPress, um Informationen bereitzustellen und mit ihren Zielgruppen zu kommunizieren.

Die Nutzerbasis von WordPress ist extrem vielfältig. Diese breite Akzeptanz ist einer der Gründe, warum die Plattform zu einer der erfolgreichsten Content-Management-Lösungen weltweit geworden ist.

Community-Events und Initiativen: Zusammenarbeit und Wissenstransfer

Ein zentraler Bestandteil der WordPress Community sind die zahlreichen Events und Initiativen, die weltweit stattfinden. Diese Veranstaltungen bieten nicht nur die Möglichkeit zum Austausch von Wissen und Erfahrungen, sondern stärken auch das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Community. Sie sind ein wichtiger Teil des Open-Source-Gedankens, da sie Raum für Zusammenarbeit schaffen und neue Mitwirkende einbinden.

Während viele dieser Events lokal organisiert werden, gibt es auch globale Initiativen, die regelmäßig stattfinden und von der WordPress Foundation unterstützt werden.

WordCamps: Die größten Events der Community

WordCamps sind die bekanntesten Veranstaltungen innerhalb der WordPress Community. Es handelt sich um Konferenzen, die auf lokaler, regionaler oder internationaler Ebene stattfinden und verschiedene Themen rund um WordPress abdecken. Die Inhalte reichen von technischen Workshops bis hin zu Vorträgen über Design, Marketing und Community-Management.

WordCamps sind in ihrer Organisation einzigartig, da sie von lokalen Freiwilligen durchgeführt werden, aber unter der Schirmherrschaft der WordPress Foundation stehen. Dies bedeutet, dass die Foundation die Finanzierung und rechtliche Absicherung übernimmt, während die Inhalte und Organisation von der lokalen Community gestaltet werden.

Die Ziele von WordCamps sind:

  • Förderung der Zusammenarbeit innerhalb der Community
  • Vermittlung von Wissen und Best Practices
  • Stärkung des lokalen Engagements

WordCamps tragen dazu bei, dass die Community auf persönlicher Ebene zusammenkommt, was in der hauptsächlich online organisierten WordPress-Welt besonders wichtig ist.

Meetups: Lokale Treffen für die Community

Neben den großen WordCamps gibt es weltweit Meetups, die regelmäßige Treffen von WordPress-Interessierten in lokalen Communities darstellen. Diese Meetups sind in der Regel kleiner und informeller als WordCamps, bieten aber eine wichtige Plattform für den lokalen Austausch.

Meetups werden oft von Freiwilligen organisiert und umfassen Themen wie:

  • Technische Neuerungen in WordPress
  • Vorstellungen von neuen Plugins und Themes
  • Diskussionen über Design, Entwicklung und Sicherheit

Diese lokalen Treffen stärken das Gemeinschaftsgefühl und helfen dabei, neue Mitwirkende in die Community einzubinden.

WP Translation Day: Ein globales Übersetzungsprojekt

Eine weitere wichtige Initiative innerhalb der Community ist der WP Translation Day. Diese globale Veranstaltung zielt darauf ab, WordPress in möglichst viele Sprachen zu übersetzen, um die Plattform weltweit zugänglicher zu machen.

Der WP Translation Day bringt Contributor-Teams aus der ganzen Welt zusammen, die an der Übersetzung von WordPress-Core, Plugins und Themes arbeiten. Die Veranstaltung findet in einem 24-Stunden-Format statt, bei dem Teams aus verschiedenen Zeitzonen nahtlos zusammenarbeiten.

Der WP Translation Day unterstreicht den globalen Charakter der WordPress Community und zeigt, wie wichtig die Mehrsprachigkeit für das Projekt ist. Die Übersetzung von WordPress in zahlreiche Sprachen hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Plattform in nahezu jedem Land der Welt genutzt wird.

Entscheidungsstrukturen und Machtverhältnisse im WordPress-Ökosystem

Obwohl die WordPress Community als Open-Source-Projekt eine Vielzahl von Mitwirkenden einbindet, sind viele zentrale Entscheidungsprozesse stark zentralisiert. Die Kontrolle über die wichtigsten Plattformen und Ressourcen liegt bei einer kleinen Gruppe von Personen und Unternehmen, allen voran Matt Mullenweg und seinem Unternehmen Automattic.

Die Entscheidungsstrukturen im WordPress-Ökosystem sind durch eine Mischung aus gemeinschaftlicher Zusammenarbeit und zentraler Kontrolle geprägt. Dies führt zu einem Spannungsverhältnis zwischen den Open-Source-Idealen von Offenheit und Transparenz und den tatsächlichen Machtverhältnissen im Projekt.

Wie werden Entscheidungen getroffen?

Die Entwicklung von WordPress wird größtenteils von der Core-Entwicklung getrieben. Änderungen am WordPress-Code werden in einem strukturierten Prozess vorgeschlagen, diskutiert und umgesetzt. Die Entscheidungsfindung erfolgt dabei durch sogenannte Core Committer, die die Berechtigung haben, Änderungen direkt in das offizielle Repository einzupflegen.

Core Committer sind erfahrene Entwickler, die entweder aus der Community stammen oder von Unternehmen wie Automattic oder Yoast bezahlt werden, um an WordPress zu arbeiten. Während die Community in den Diskussionsprozess einbezogen wird, liegt die letztendliche Entscheidungsgewalt über Änderungen bei einer kleinen Gruppe von Personen.

Die Entscheidungsprozesse in den Core-Teams erfolgen in der Regel gemeinschaftlich. Allerdings gibt es keine formellen Kontrollmechanismen, um sicherzustellen, dass diese Entscheidungen tatsächlich die gesamte Community repräsentieren.

Einfluss von Matt Mullenweg und Automattic

Ein zentraler Faktor in den Entscheidungsstrukturen von WordPress ist der Einfluss von Matt Mullenweg. Als Gründer von WordPress und CEO von Automattic hat er eine doppelte Rolle im Projekt:

  1. Als BDFL (Benevolent Dictator for Life): Mullenweg hat das letzte Wort bei strategischen Entscheidungen im WordPress-Projekt.
  2. Als CEO von Automattic: Sein Unternehmen finanziert zahlreiche Core Contributor und hat damit erheblichen Einfluss auf die Weiterentwicklung von WordPress.

Diese Doppelfunktion führt immer wieder zu Diskussionen über potenzielle Interessenkonflikte. Kritiker fragen, ob Entscheidungen im besten Interesse der WordPress Community getroffen werden oder ob wirtschaftliche Interessen von Automattic im Vordergrund stehen.

Ein Beispiel für diesen Einfluss ist die Entscheidung über die Einführung des Gutenberg-Editors. Obwohl es innerhalb der Community Bedenken über die Einführung von Gutenberg gab, wurde die Entscheidung letztlich von Mullenweg vorangetrieben.

Gibt es Kontrollmechanismen?

Ein häufig vorgebrachter Kritikpunkt an den Entscheidungsstrukturen im WordPress-Ökosystem ist das Fehlen formeller Kontrollmechanismen. Im Gegensatz zu vielen anderen Open-Source-Projekten gibt es bei WordPress kein Gremium oder Kontrollorgan, das sicherstellt, dass Entscheidungen im besten Interesse der Community getroffen werden.

  • Die WordPress Foundation hat offiziell keine Entscheidungsgewalt über die technische Entwicklung der Plattform.
  • Die Make WordPress-Teams arbeiten zwar gemeinschaftlich, doch die endgültigen Entscheidungen werden von Core Committern oder direkt von Mullenweg getroffen.

Dies bedeutet, dass es in der Praxis keine Checks & Balances gibt, um die Machtverhältnisse im Projekt zu kontrollieren.

Transparenz und Beteiligung der Community

Obwohl WordPress als gemeinschaftliches Projekt wahrgenommen wird, bleibt die tatsächliche Beteiligung der Community an strategischen Entscheidungen begrenzt. Diskussionen über Änderungen und neue Features finden zwar öffentlich auf Plattformen wie Slack und Make WordPress statt, doch die letztendlichen Entscheidungen werden oft hinter verschlossenen Türen getroffen.

Das führt zu einer Asymmetrie zwischen Mitwirkung und Entscheidungsgewalt: Während viele Community-Mitglieder freiwillig zur Entwicklung von WordPress beitragen, bleiben wichtige strategische Entscheidungen einer kleinen Gruppe vorbehalten.

WordPress zwischen Gemeinschaftsprojekt und Privatkontrolle

Hinter dem Erfolg von WordPress steht eine der aktivsten Open-Source-Communities weltweit. Millionen von Mitwirkenden tragen dazu bei, dass die Plattform kontinuierlich verbessert wird und neue Funktionen erhält. Doch trotz dieses gemeinschaftlichen Engagements basiert ein erheblicher Teil der Infrastruktur und Entscheidungsgewalt auf einer zentralen Kontrolle durch Matt Mullenweg. Plattformen wie wordpress.org, das Plugin- und Theme-Verzeichnis sowie das SVN-Repository stehen unter seiner direkten Kontrolle.

Diese zentralisierte Kontrolle bedeutet, dass viele technische und organisatorische Entscheidungen im Projekt letztlich von Mullenweg persönlich getroffen werden – ohne formelle Checks & Balances, die sicherstellen, dass Entscheidungen im besten Interesse der gesamten Community getroffen werden. Während WordPress als gemeinschaftliches Projekt wahrgenommen wird, hängt es in wichtigen Bereichen stark von den Prioritäten und Entscheidungen einer einzelnen Privatperson ab.

Das birgt Risiken für die Zukunft der Plattform. Was passiert, wenn Mullenweg sich aus dem Projekt zurückzieht? Wird die Community die zentralisierte Kontrolle auch zukünftig akzeptieren? Und wie wirken sich diese Strukturen auf die Innovationskraft und Nachhaltigkeit von WordPress aus?

Andere Open-Source-Projekte wie Drupal bieten alternative Modelle an, bei denen Entscheidungen durch mehrere unabhängige Gremien getroffen werden und die kommerziellen Interessen einzelner Unternehmen klar getrennt sind. Diese Modelle können zu mehr Transparenz und Vielfalt führen – bringen jedoch auch Reibungsverluste mit sich. Dezentrale Entscheidungsstrukturen sind häufig weniger agil und können Projekte verlangsamen.

Zentrale Entscheidungsgewalt

Es ist möglich, dass der Erfolg von WordPress in den vergangenen Jahren gerade durch die zentralisierte Entscheidungsgewalt ermöglicht wurde. Die Plattform konnte sich schnell an neue technische Anforderungen anpassen, da strategische Entscheidungen von wenigen Personen getroffen wurden. Diese Struktur ermöglicht schnelle Entscheidungen – etwas, das in Projekten mit komplexen Governance-Strukturen oft fehlt.

Ob man diese Zentralisierung gut oder schlecht findet, sei dahingestellt. Aber die Community sollte sich dieser strukturellen Besonderheit bewusst sein: WordPress ist ein Open-Source-Projekt mit einer außergewöhnlich zentralisierten Führung. Die Herausforderung für die Zukunft wird darin bestehen, eine Balance zwischen Effizienz und Transparenz zu finden. Es wird entscheidend sein, die Community stärker einzubinden, ohne dabei die Fähigkeit zu schnellen und richtungsweisenden Entscheidungen zu verlieren.

Ob WordPress den Weg zu einer dezentraleren Governance einschlagen sollte, bleibt offen. Doch die Diskussion über die langfristige Stabilität und Unabhängigkeit des Projekts ist notwendig – insbesondere, um sicherzustellen, dass WordPress seinen Open-Source-Idealen treu bleibt.

Picture of Hendrik Luehrsen

Hendrik Luehrsen

Hendrik ist der Geschäftsführer der Agentur und leidenschaftlicher Gamer. Die meiste Zeit verbringt er jedoch als Bediensteter von Bürohund Emma.

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